Mit einem Buch namens „Essen gehen und dabei abnehmen“ nahm 1993 eine neue Form der Diät ihren Anfang: Die sogenannte Montignac-Methode, benannt nach ihrem Erfinder, dem französischen Politikwissenschaftler Michel Montignac. Dass solch ein vielversprechender Titel aufhorchen lässt, liegt auf der Hand – wird eine Diät doch im Allgemeinen eher mit Verzicht als mit Genuss verknüpft. Doch Montignac sollte es wissen, war er doch selbst schon von Kindesbeinen an übergewichtig. Erst als er sich mit der Ernährungsforschung beschäftigte und seine Schlüsse daraus zog, gelang ihm das Abnehmen. Schließlich fasste er seine Erkenntnisse in Buchform zusammen, um auch anderen seine Methode näherzubringen. Seit der damaligen Urfassung haben sich noch einige Details geändert, doch das Grundprinzip ist dasselbe geblieben: Es kommt nicht darauf an, wie viel man isst, sondern was! Wir stellen die Montignac-Methode einmal genauer vor und zeigen die Vor- und Nachteile auf.
Der glykämische Index: Dreh- und Angelpunkt der Montignac-Methode
Montignac vertrat einen Ansatz, der seinerzeit noch völlig neu war. Seines Erachtens war es nicht etwa die bloße Kalorienmenge, die schuld am Zunehmen war, sondern vielmehr die Art der enthaltenen Kohlenhydrate.Ausschlaggebender Faktor ist dabei der sogenannte glykämische Index (GI) – damit wird angegeben, wie sehr ein bestimmtes Lebensmittel den Blutzucker ansteigen lässt. Als Richtwert gilt dabei immer Glukose, die zu 100% in das Blut gelangt. Für die Gewichtszunahme ist der Blutzucker insofern wichtig, als dass auf einen hohen Blutzuckerspiegel immer eine Ausschüttung des Hormons Insulin folgt. Insulin wiederum behindert den Fettabbau und kann somit dazu beitragen, dass Fettpolster entstehen. Montignac unterteilt Kohlenhydrate oder genauer kohlenhydrathaltige Lebensmittel deshalb in drei verschiedene Kategorien:
- Schlechte Kohlenhydrate haben einen GI von 50 oder mehr. Dazu zählen Lebensmittel wie Kartoffeln, weißer Reis, Weißbrot, süße Getränke und natürlich auch Zucker. Solche Lebensmittel sollten laut Montignac nie oder nur ganz selten auf dem Speiseplan stehen.
- Gute Kohlenhydrate haben einen GI zwischen 35 und 50 und stecken zum Beispiel in Vollkornprodukten, Erbsen, Bohnen oder auch Naturreis. Sie dürfen in Maßen genossen werden.
- Sehr gute Kohlenhydrate schließlich haben einen GI von maximal 35. Zu ihnen gehören Äpfel, Zucchini, Linsen oder auch Bitterschokolade. Sie sollten den größten Teil der Kohlenhydrate ausmachen.
Neben der Art der Kohlenhydrate ist in der Montignac-Methode auch wichtig, womit sie kombiniert werden. Während sehr gute Kohlenhydrate nach Belieben mit Fett und Eiweiß kombiniert werden dürfen, dürfen gute Kohlenhydrate nur mit ganz wenig Fett – idealerweise Omega-3-Fettsäuren oder pflanzlichen Ölen – kombiniert werden. Andernfalls wird das Fett schnell eingelagert und zu ungeliebten Polstern. Durch all das will die Montignac-Methode nicht nur das Abnehmen erleichtern, sondern auch die Bauchspeicheldrüse schonen.
Zwei Phasen für einen anhaltenden Erfolg
Grundsätzlich läuft die Diät nach Montignac in zwei Phasen ab. Phase 1 dient dem eigentlichen Abnehmen. Während dieser Phase dürfen keinerlei schlechte Kohlenhydrate gegessen werden und gute Kohlenhydrate nur mit winzigen Mengen Fett. Allzu koffeinhaltige Getränke, Süßigkeiten und Alkohol sind tabu, denn auch Alkohol ist Zucker! Außerdem sollte täglich (möglichst abends) eine kohlenhydratfreie Eiweiß-Fett-Mahlzeit gegessen werden. Es gilt das bekannte Prinzip: Morgens wie ein Kaiser speisen, mittags wie ein Königs und abends wie ein Bettelmann! Doch Achtung: Mahlzeiten auslassen ist tabu, denn dadurch kann es zu fatalen Heißhungerattacken kommen.
Ist das Wunschgewicht erreicht, geht die Montignac-Methode in Phase 2 über. Diese dient der Gewichtserhaltung und folgt deutlich lockereren Regeln. Sie ist im Idealfall eine lebenslange Nahrungsumstellung. Nun sind auch schlechte Kohlenhydrate erlaubt, wenn sie durch eine entsprechend leichte Mahlzeit ausgeglichen werden. Es darf sogar Fett hinzugenommen werden, und auch ein Glas Wein zum Essen ist kein Problem mehr. Was jetzt gilt, ist die Gesamtbilanz!
Vor- und Nachteile der Montignac-Methode
Grundsätzlich bringt die Montignac-Methode einige positive Aspekte mit sich. Die bewusste Auswahl der Lebensmittel schärft den Blick dafür, was eigentlich gegessen wird und wo Zuckerfallen lauern. Darüber hinaus lernt man bei der Diät zwangsläufig, Speisen fettarm zuzubereiten. Das ein oder andere Kilo sollte bei dieser Diät auch auf jeden Fall purzeln. Allerdings müssen auch einige Risikofaktoren bedacht werden. So enthält eine Ernährung nach Montignac mehr Fett und Eiweiß, als normalerweise empfohlen wird. Insbesondere das Eiweiß kann dabei schnell die Nieren belasten, wenn die Ernährungsweise langfristig eingehalten wird. Langfristig kann es außerdem zu Nährstoffmangel kommen. Eine solche Diät sollte also möglichst unter den Augen eines Arztes stattfinden, der solche Probleme rechtzeitig erkennt! Ein weiteres Problem ist die wissenschaftliche Beweislage. Zwar gibt es eine Studie auf den Webseiten der Montignac-Methode, die deren Wirksamkeit bestätigt, doch diese Studie wurde mit nur 12 Probanden über 6 Tage durchgeführt und ist deshalb nicht besonders aussagekräftig.
Fazit: Gute Ansätze, zweifelhafte Beweislage
Kann man mit der Montignac-Methode also essen gehen und dabei abnehmen? Wir haben einen Blick auf verschiedene Restaurant-Speisekarten geworfen und bezweifeln es. Angesichts der doch recht speziellen Anforderungen ist es höchst unwahrscheinlich, ein passendes Gericht zu finden. Auch die vermeintlich positive Studie entpuppt sich als nicht sonderlich vertrauenswürdig. Die Einteilung der Lebensmittel will nicht immer einleuchten: Warum sind zum Beispiel rohe Möhren und Käse gut, gekochte Möhren aber schlecht? Sicher sind die Ansätze der Montignac-Methode durchaus sinnvoll und auch eine Abnahme ist möglich. Angesichts der Risiken insbesondere für die Niere sollte allerdings vielleicht doch auf modernere Glyx-Diäten zurückgegriffen werden.